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Wenn wir die kleinen Dörfer und Städte Brandenburgs erkunden,erfreuen wir uns immer wieder an der architektonische Vielfalt die dieses Region zu bieten hat. Von mittelalterlichen Häusern über Art-déco-Villen bis hin zu sozialistischen Plattenbauten – die meisten Städte in Brandenburg haben alles zu bieten. Fürstenwalde macht ist da keine Ausnahme. Was unser Interesse in Fürstenwaldes innenstadt wirklich weckte, waren zwei verlassene Villen aus den frühen 1910er und frühen 1920er Jahren – auch als “Russen Villa” bekannt (ja singular, obwohle es zwei sind). Obwohl über diese verlassenen Zwillingsvillen in Fürstenwalde nicht viel sonderlich bekannt ist, erzählt uns die wenige Information, die wir haben, eine traurige und doch allzu bekannte Geschichte.

Die Geschichte von Fürstenwalde im Schnelldurchlauf

Die Geschichte von Fürstenwalde spiegelt die vieler Siedlungen in Brandenburg wider. Die Gegend wurde erstmals im Jahr 1 n. Chr. besiedelt, aber urkundlich wurde sie erst 1272 erwähnt. Aufgrund ihrer strategischen Lage am Ufer der Spree, die den Handel und das Gewerbe begünstigte, gewann Fürstenwalde schnell an Bedeutung. Im Mittelalter entwickelte sich Fürstenwalde zu einem wichtigen Handelszentrum, das von seiner Nähe zu Berlin und seiner Lage entlang wichtiger Handelsrouten profitierte. Die Stadt blühte wirtschaftlich und kulturell auf und zog Händler, Handwerker und Künstler an.

Die Stadt wurde während des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) verwüstet, wurde aber schnell wieder aufgebaut und erholte sich rasch. Während dieser Zeit wurde Fürstenwalde zu einer wichtigen Garnisonsstadt, in der hauptsächlich Kavallerietruppen stationiert waren. Im 19. und 20. Jahrhundert verwandelte sich Fürstenwalde in ein industrielles Zentrum mit der Errichtung von Fabriken und Produktionsstätten.

Die Russen Villa

Zwischen 1913 und 1920 entschied sich ein wohlhabender Bewohner Fürstenwaldes dazu, eine luxuriöse Villa entlang der “Promenadenstraße” in Fürstenwalde zu bauen. Die “Promenadenstraße” – wie der Name vermuten lässt – war eine von Bäumen gesäumte Promenadenstraße, die am westlichen Ende der Stadt an den Fürstenwalder Stadtpark (1836 eröffnet) angrenzte. Während der Name des ursprünglichen Besitzers der Villa im Laufe der Zeit verloren ging, wissen wir, dass im Jahr 1920 der Chemiker Fritz Zippel in dem Gebäude lebte.

Irgendwann zwischen 1920 und 1925 wurde direkt neben der ersten Villa entlang der Promenadenstraße eine zweite, ebenso beeindruckende Villa von dem Stadtrat Karl Schröter errichtet. Zur gleichen Zeit wechselte der Besitzer der ersten Villa, die nun dem Justizrat Julius Hein gehörte. Interessanterweise wurden entlang dieses Abschnitts der Promenadenstraße keine weiteren Gebäude außer der örtlichen “Aufbauschule” (1918 erbaut) errichtet. Man kann nur spekulieren, welche politischen Verhandlungen im Hintergrund stattfanden, um dieses Ensemble zu ermöglichen.

Beide Villen waren bis 1945 bewohnt, als die Sowjetische Armee und die deutsche Wehrmacht sich eine heftige Schlacht um die Stadt führten. Fürstenwalde galt als wichtiger Bestandteil des 3. Verteidigungsrings um Berlin und wurde zur Festung erklärt. Rund 26.000 Menschen wurden aus Fürstenwalde evakuiert, während große Teile der Stadt während der anschließenden Kämpfe zerstört wurden. Obwohl beide Villen den Krieg unbeschadet überstanden, ist es sehr wahrscheinlich, dass ihre Bewohner zusammen mit dem Rest der Stadtbevölkerung evakuiert wurden.

Nach Kriegsende übernahmen die Sowjets die ehemaligen Kasernen der Stadt (zusammen mit der Mars-La-Tour-Kaserne) sowie die Aufbauschule und beide Villen entlang der Promenadenstraße. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass die Eigentümer für ihren Verlust entschädigt wurden, da es bei den Sowjets mehr oder weniger gängige Praxis war, die Besitzer luxuriöser Villen für ihr eigenes Militärpersonal entschädigungslos zu enteignen.

Die Rote Armee errichtete eine recht unschöne Betonmauern um die Villen herum und machten es sich bequem, bis sie 1994 wieder in ihre Heimat zurückkehrten.

Im laufe der Zeit hat sich der name “Russen Villa” für das ensemble etabliert (auch dank des Google Maps eintrag), was einerseits recht verständlich ist da die letzten bewohner gut 40 Jahre lang den Ton angegeben haben. Hierzu können wir uns aber einen kommentar nicht verkneifen. Der name “Russen Villa” ist im doppelten Sinne falsch, da es zwei Villen sind und nicht eine. Auch der begriff “Russe” ist nicht korrekt, da die Sowjetunion eine (forcierte) Union von Republiken war, wovon Russland eine von vielen war. *Uns ist aber auch klar das der begriff “Russe” auch heute noch fälschlicherweise als Oberbegriff verwendet wird.

Die Russen Villa nach dem Abzug der Roten Armee

After the Soviets left in 1994, the Villas remained empty. Its unclear if the original owners ever got their property back, but they did find new owners. Despite having new owners, the seemingly abandoned Villas remained empty ovme will be the same.

Nachdem die Sowjet Armee 1994 aus dem wiedervereinigten Deutschland abgezogen waren, blieben die Villen leer. Es ist unklar, ob die ursprünglichen Besitzer jemals ihr Eigentum zurückerhalten haben, aber sie fanden neue Besitzer. Trotz neuer Eigentümer blieben die scheinbar verlassenen Villen im Laufe der Jahre leer. Die bausubstanz wurde vernachlässigt und wurde mehr und mehr durch die elemente und Vandalismus beschädigt. Während die Stadt Fürstenberg viel in die Instandhaltung der Stadt und ihre Modernisierung investierte, bleiben sowohl die Villen als auch die hässlichen Betonmauern, die sie umgeben, ein Schandfleck im Stadtpark.

Die Russen Villa in Fürstenwalde heute (2023)

Im Jahr 2022 gelang es der Stadt, die größere der Villen (die ehemals dem Justizrat Julius Hein gehörte) für 55.000 Euro zu kaufen – und beabsichtigt, auch die zweite Villa zu kaufen. Obwohl der Besitzer (stand 2023) sie noch nicht verkauft hat, hat die Stadt dafür gesorgt, dass er (oder Sie) keine andere Wahl hat, da das Grundstück, auf dem sie steht, keine Baugenehmigung hat und ihr Entwicklungspotenzial nahezu null ist. Beide Villen stehen trotz ihres Alters nicht unter Denkmalschutz, was bedeutet, dass sie höchstwahrscheinlich beim ersten sich bietenden Anlass abgerissen werden.

Es ist traurig, das solche (ehemals) schönen Gebäude abgerissen werden , aber beide befinden sich in absolut katastrophalen Zustand und sind beide quasi schon fast komplett eingestürzt. Die Stadt sagt, dass es nicht möglich ist, das gesamte Grundstück zu sichern, und entschied sich daher dafür, alle größeren Bäume auf dem Grundstück zu entfernen, um das Verletzungsrisiko zu verringern. Eine komische erklärung – da die Gegenüberliegende Aufbausschule komplett dicht gemacht wurde.

Es wirkt schon etwas absurd die Bäume auf dem Grundstück zu fällen, aber die Gebäude komplett offen zu lassen. Decken und Fußböden sind in beiden Villen eingestürzt und jeder der die Gebäude betritt geht ein erhebliches Risiko ein sich schwer zu verletzen.

Man kann nur spekulieren was zuerst passieren wird, das die Stadt die Villen abreißt oder das sie von alleine einstürzen. Ein trauriges Ende.

Die Russen Villa Fürstenwalde Adresse

Dr.-Wilhelm-Külz-Straße 12
15517 Fürstenwalde/Spree
52.36632559414316, 14.04733816294466

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