Am südöstlichen Rand der malerischen Stadt Templin, eingebettet in einen kleinen Wald neben dem Lübbesee, liegt die MFS Buchheide – auch bekannt als das Stasi Hotel. Ursprünglich als luxuriöser Rückzugsort für die DDR Staatssicherheit gedacht, birgt die verlassene Ruine scheinbar genauso viele Geheimnisse wie ihre geplanten Gäste.

Kurort Templin

Während die Industrialisierung im 19. Jahrhundert vielen kleinen Städten in Brandenburg zu schnellem Wachstum verhalf, verpasste Templin irgendwie den Anschluss. Aus unerfindlichen Gründen wurde sie von den preußischen Planern, die in den 1850er Jahren die Straßen in Brandenburg ausbauten, ignoriert. Verschiedene Versuche der Stadt, Industrien anzusiedeln und aufzubauen, scheiterten, und erst 1899 wurde die Stadt vollständig an eines der großen Eisenbahnnetze angeschlossen. Es scheint aber das man dieser “gescheiterte” Industrialisierung verdanken kann das Templin seinen mittelalterlichen Charakter und malerischen Umgebung gerettet haben.

Schon bald strömten viele (Tages)Ausflügler aus Berlin und Umgebung in die malerische Stadt mit ihren reizvollen Gebäuden und schönen Seen und Wäldern. Bis 1908 wurden am Ufer des Lübbensees (auf der südöstlichen Seite von Templin) ein halbes Dutzend Erholungsheime für einen Postgewerkschaft gebaut – und es sollten auch nicht die letzten sein.

1928 errichtete der Jungspartakusbund – die Jugendgruppe des Spartakusbundes (die von Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht und Clara Zetkin gegründete marxistische revolutionäre Gruppe) – ein Ferienlager am Ufer des Röddlinsees auf der Westseite von Templin.

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Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs würde Templin ein Teil der neu gegründeten DDR. Bis 1952 wurden die Ferienhäuser der Postgewerkschaft in eine Ferienanlage für den FDGB umgewandelt – die wichtigste (und einzige) Gewerkschaft der DDR (der 98% aller DDR-Arbeiter angehörten).

1958 errichtete die DDR auf dem Gelände, auf dem einst der Jungspartakusbund sein Ferienlager hatte, das Pionierlager “Klim Woroschilow” und baute die Anlage im Laufe der Jahre immer weiter aus.

1984 baute der FDGB das FDGB-Erholungsheim “Friedrich Engels”, ein riesiges Hotel mit über 700 Zimmern direkt am Lübbesee, und profitierte damit von der Beliebtheit Templins und seiner natürlichen Umgebung.

Ein Jahr später wurde Templin der Status “Staatlich anerkannter Erholungsort” verliehen – damit wurde Templin eine hervorragende Luftqualität bescheinigt und Urlaubern versichert, dass ein Aufenthalt in der Gegend ihrem Wohlbefinden zuträglich ist (staatlich anerkannte Erholungsorte bzw. Luftkurorte sind Bezeichnungen, die auch heute noch verliehen werden, und Städte, die diese Bezeichnung tragen, sind beliebte Urlaubsziele).

Nur ein kleines Detail am Rande: Angela Merkel wuchs in Templin auf und lebte von 1957 bis 1973 in der Stadt.

Die MFS Buchheide

Die DDR Polit-Elite hatte ein Auge für malerische Rückzugsorte und übernahm oft direkt und Grundstücke, die ihre faschistischen Vorgänger hinterlassen hatten (man muss nur an die Waldsiedlung Wandlitz, die Schorfheide und die gigantische PRORA auf Rügen denken). Es sollte also nicht überraschen, dass das Ministerium für Staatssicherheit (Stasi) ein Stück der Templiner Natur genießen wollte – auch wenn sie nicht die Absicht hatten es mit dem einfachen Volk zu teilen.

Konkrete Angaben zum geplanten Stasi Hotel sind sehr dünn gesät, obwohl man sicherlich mehr Informationen herausfinden könnte, wenn man einige der archivierten DDR Akten durchforstet. Die Stasi plante Mitte der 1980er Jahre den Bau eines großen Hotels und Rückzugsortes für ihre Mitarbeiter in der Buchheide, einem Naturschutzgebiet am Lübbesee (daher der Name MFS Buchheide).

Der Hauptkomplex des Hotels bestand aus einem vierstöckigen, stufenförmigen Plattenbau mit einem ungewöhnlich gestalteten und geformten Restaurant und Wellness-Center. Es gibt zwar unterschiedliche angaben, aber das Stasi Heim hatte offenbar einen niedrigen, „versteckten“ Eingang, der entweder als Eingang genutzt werden sollte, um potenzielle Gäste vor neugierigen Blicken zu schützen, oder um Lieferungen an das Hotel zu verstecken.

Die MFS Bucheide verfügte auch über einige Nebengebäude, deren Verwendungszweck jedoch unklar ist. Ihre Lage in der Nähe der Zufahrtsstraße könnte darauf hindeuten, dass sie als Quartiere für Bedienstete oder für das Sicherheitspersonal geplant waren. Angeblich wollte das Ministerium für Staatssicherheit in der Nähe des Hotels einen Schießstand errichten, aber es scheint, dass mit dem Bau dieser Anlage nie begonnen wurde.

Während das Hauptgebäude im typischen ostdeutschen Plattenbaustil errichtet wurde, scheint der DDR Staat bereit gewesen zu sein, für das Restaurant und den Wellnessbereich viel Geld auszugeben. Auch wenn es durch die vielen Bäume schwer zu erkennen ist, hat das Restaurantgebäude eine ungewöhnliche Form (die an ein Achteck erinnert).

Die DDR nahm auch etwas Geld in die Hand, um maßgefertigte Fenster aus Schweden zu kaufen (während ostdeutsche Gefangene gezwungen wurden, Ikea-Möbel zu bauen) – aber es scheint, dass sie im Laufe der Jahre gestohlen, umfunktioniert oder zerstört wurden.

Eine atriumähnliche Treppe verbindet das Restaurant mit einer Dachterrasse und dem Wellnessbereich. Dort befindet sich ein relativ kleiner Pool, der heute mit Regenwasser und Müll gefüllt ist.

Der Rohbau des Gebäudes wurde 1989 fertiggestellt und die Einrichtung der Innenräume hatte gerade begonnen (wie einige der übrig gebliebenen Badezimmerfliesen zeigen), aber die politische Revolution hatte die Arbeiten gestoppt. Die MFS Buchheide sollte bis 1990 fertiggestellt werden, aber mit der Auflösung der Stasi und der deutschen Wiedervereinigung wurden diese Pläne hinüber geworfen.  Viele der installierten Einrichtungsgegenstände und Baumaterialien hat sich das Volk dann „zurückgeholt“ und  selbst verwendet.

Das Stasi Hotel stand viele Jahre lang leer und verlassen, bis es Ende der 1990er Jahre angeblich von einem Schweizer Konsortium erworben wurde, obwohl seitdem nichts mehr mit der Hotelruine geschehen ist.

Das Stasi Hotel – Eine Video Tour

Wir haben uns angewöhnt in letzter zeit, zumindest ein bisschen zu filmen, während wir auf Lost Places touren sind – und genau das haben wir auch getan, als wir die MFS Buchheide in Templin besucht haben.  Wie man auf den Fotos in diesem Artikel sehen kann, gibt es nicht besonders viel zu sehen, aber wir denken, dass man trotzdem ein gutes Eindruck dafür bekommt, wie es ist, durch das verlassene Hotel zu gehen. Wenn dir unsere gelegentlichen Videos gefallen, dann abonniere doch unseren kleinen YouTube-Kanal, zumal wir planen, die Videoproduktion in naher Zukunft auszuweiten. Du kannst dir auch alle unsere Urbex-Videos hier auf unserer Blog Seite ansehen.

Das Stasi Hotel Heute (2022)

In den letzten 33 Jahren ist nicht viel passiert. Da der größte Teil des Stasi Hotels nie eingerichtet/fertiggestellt wurde, gab es nicht viel, was zerstört werden konnte. Das Hotel ist mit den obligatorischen Graffiti und Hakenkreuzen übersät, aber ansonsten ist es nur eine leere Betonhülle. Die Treppen sind verschwunden und wurde wahrscheinlich in einem anderen Haus installiert, und im Wellness-Center lebt jetzt eine Fledermauskolonie.

Das Dach ist undicht geworden und die Natur hat sich ihr Territorium im Wesentlichen zurückerobert. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass sich in den nächsten Jahren etwas am Stasi Hotel ändern wird, denn es scheint niemanden zu stören und niemand scheint sich (offiziell) für das Gebäude zu interessieren. Wenn man in der Gegend ist, sollte man sich das Stasi Hotel mal anschauen, da es doch ein kleines interessantes Puzzelstück der DDR Geschichte ist.

Während der Covid-Beschränkungen war das verlassene Hotel ein beliebter Treffpunkt für die örtliche Jugend geworden, aber die Polizei hat dem scheinbar schnell ein Ende gesetzt. Heutzutage ist es wahrscheinlicher, dass man einen anderen Lost Place Explorer trifft als die Männer und Frauen in Blau.

MFS Buchheide Adresse

Zur Buchheide
17268 Templin
53.104164, 13.526529

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