Objektdaten

Name: Fort Zorndorf (Fort Sarbinowo)
Baujahr: 1883 – 1889
Status: Ruine
Adresse: 74-400 Sarbinowo, Polen
Geokoordinaten: 52.621733516996855, 14.66856713794554
Besuchsdatum: Oktober, 2023
Legaler Besuch: Ja, obwohl Schilder auf Polnisch davor warnen, das innere des Forts zu betreten

Gleich hinter der deutschen Grenze, am Rande von Kostrzyn nad Odrą neben der ehemaligen Reichsstraße 166, liegen die Überreste des riesigen preußischen Forts Zorndorf, eine von vier Festungen, die zum Schutz der Festung Küstrin errichtet wurden. Während zwei der fünf Forts mehr oder weniger intakt bis heute überlebt haben, dient die Ruine des Forts Zorndorf als imposante Erinnerung an seine 140-jährige Geschichte.

Festung Küstrin

Ein äußerst kurzer Rückblick auf die Geschichte der Festung Küstrin:

Nachdem er Küstrin im Jahr 1535 vom Haus Hohenzollern geerbt hatte, beschloss Johann von Brandenburg-Küstrin, die Stadt zu seinem offiziellen Wohnsitz zu machen. Das Küstriner Schloss wurde zwischen 1535 und 1537 erbaut, und nach ihrer Fertigstellung begannen die Arbeiten an der umliegenden Festung. Die Befestigungen, die zwischen 1537 und 1543 errichtet wurden, wurden ständig von Hochwasser untergraben, und nach mehreren Jahren Bauunterbrechung wurden zwischen 1553 und 1568 neue verstärkte Ziegelmauern eingeführt. Zwei der Architekten, die maßgeblich am Bau der Festung Küstrin beteiligt waren, waren Francesco Chiaramella und Rochus zu Lynar, die auch am Bau der Zitadelle Spandau (unter vielen anderen berühmten Festungen in Deutschland) beteiligt waren.

Im Jahr 1631, nahm der schwedische König Gustav II. Adolf während des Dreißigjährigen Krieges Küstrin ein, und begann mit der Erweiterung der Festung. Die Erweiterung wurde (nach dem Abzug der Schweden) unter Friedrich Wilhelm, Kurfürst von Brandenburg, fortgesetzt und dauerte bis 1688 an. Während des Siebenjährigen Krieges belagerten russische Truppen Küstrin im Jahr 1758 und brannten die Stadt nieder, scheiterten jedoch beim Sturm auf die Festung. Eine Woche später besiegte König Friedrich II. die Russen in der Schlacht von Zorndorf.

Während des Vierten Koalitionskrieges nahmen Napoleons Truppen die Festung Küstrin fast widerstandslos im Jahr 1806 ein. Die Franzosen erweiterten die Befestigungen, jedoch brachte sie der gescheiterte Russlandfeldzug im Jahr 1812 in Bedrängnis. 1813 belagerten russische und dann preußische Truppen die Festung und hungerten die Franzosen schließlich 1814 aus. Die gesamte Festungsanlage wurde zwischen 1850 und 1878 erweitert und modernisiert, um sie sicherer gegen Artillerieangriffe zu machen.

Bau des Fort Zorndorf

Mit der Modernisierung der Festung Küstrin wurden vier äußere Forts errichtet – Fort Gorgast, Fort Zorndorf, Fort Säpzig und Fort Tschernow – um die Flanken der Festung Küstrin zu schützen und um zu verhindern, dass Feinde sich Küstrin nähern konnten.

Das Fort Zorndorf wurde zwischen 1883 (einigen Quellen sagen 1882) und 1889 erbaut und war eine der letzten Festungen in Preußen, die nach dem Biehler-System errichtet wurden. Nachdem unsummen in den Bau des Fort Zorndorf investiert wurden – das aus 28 Millionen doppelt gebrannten Ziegeln errichtet wurde – erklärten die Preußen alle Festungen für veraltet.

Um 1890 wurden Sprenggranaten (Brisanzgranaten) entwickelt, die im Gegensatz zu ihren Vorgängern nicht mit Schwarzpulver, sondern mit Hochexplosivmaterial wie Pikrinsäure und Nitrozellulose gefüllt waren. Diese Hochexplosivgranaten konnten die Mauern einer der Festungen zerstören und mit ihrer erhöhten Reichweite direkt auf Küstrin abgefeuert werden, ohne eine der äußeren Festungen angreifen zu müssen.

Fort Zorndorf Video

Wie immer haben wir auch ein kurzes Video aufgenommen, als wir durch das Fort gelaufen sind. Wir sind auch mit der Drohne aufgestiegen, um zu sehen, ob wir von oben einige gute Aufnahmen bekommen könnten, aber das Gebiet ist vollständig von Bäumen überwuchert, und es gibt nichts zu sehen, es sei denn, man verwendet Google Earth – den dort kann man die Umrisse des alten Forts deutlich erkennen.

Fort Zorndorf während und nach dem Ersten Weltkrieg

Informationen darüber, was während des Ersten Weltkriegs mit dem Fort Zorndorf geschah, sind recht spärlich. Einerseits wurden kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs kleinere Militärstrukturen außerhalb der Stadt Küstrin errichtet, andererseits plante die Militärverwaltung gleichzeitig, die Befestigungen der Festung Küstrin zu entfernen (was jedoch nie umgesetzt wurde).

Was wir aber wissen, ist, dass das Fort Zorndorf während des Krieges als Kriegsgefangenenlager genutzt wurde. Nach dem Versailler Vertrag bestimmte die Interalliierte Militärkontrollkommission, dass alle Waffen und Bewaffnungen aus den Festungen entfernt werden mussten. Das Fort Zorndorf wurde dann dazu verwendet, sogenannte “Optanten” unterzubringen – Zivilisten, die zuvor in deutschen Gebieten gelebt hatten, die nach dem Krieg an Polen übergeben worden waren und die die deutsche Staatsangehörigkeit der polnischen vorgezogen hatten und gezwungen waren, die Gebiete zu verlassen (geschätzt 30.000 Deutsche entschieden sich für die deutsche Staatsbürgerschaft).

Fort Zorndorf während und nach dem Zweiten Weltkrieg

Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurde das Fort Zorndorf in eine Munitionsfabrik umgewandelt – und das ist im Wesentlichen alles, was wir derzeit über die Aktivitäten hier zwischen 1939 und 1945 wissen. Gegen Ende des Krieges wurde ein großer Teil von Küstrin zerstört und seine Bevölkerung vertrieben. Das Fort Zorndorf, das nun in Fort Sarbinowo umbenannt wurde, wurde dann von der polnischen Armee genutzt um Blindgänger zu sprengen. Danach wurde es anscheinend bis in die frühen 1990er als Militärlager genutzt.

Fort Zorndorf | Fort Sarbinowo Heute (2023)

Von den vier äußeren Forts überstanden Fort Gorgast und Fort Säpzig den Krieg mehr oder weniger unbeschadet. Fort Tschernow wurde abgerissen, um seine Ziegelsteine zu verwenden. Nach dem Abzug der polnischen Armee aus Fort Zorndorf (Fort Sarbinowo) wurde es mehr oder weniger sich selbst überlassen. Es ist unklar, wann oder wie genau die aktuellen Schäden entstanden sind, aber im Wesentlichen wurde alles Brauchbare bis auf die Ziegelsteine entfernt. Während der Großteil des Forts noch intakt ist, einschließlich der steilen Befestigungsanlagen und langen Tunneln, wurden fast alle oberen Stockwerke entfernt, was der gesamten Struktur ein kathedralenartiges Aussehen verleiht.

Während das Fort Zorndorf überraschenderweise weitgehend von schlechten Graffiti verschont geblieben ist, wurde der umliegende Wald als örtliche Müllhalde genutzt und missbraucht, wo Autoteile einfach rücksichtslos überall abgeladen wurden. Das Fort selbst ist relativ leer, abgesehen von einigen Fledermäusen. Auch wenn keine schmucken Details mehr zu finden sind, macht die schiere Größe des Komplexes und seine lange Geschichte diesen verlassenen Ort zu einem interessanten Erkundungsziel.

Es ist etwas traurig, dass das Fort in einem derartigen Zustand belassen wurde, und die örtliche polnische Regierung keinen Wert darin sieht dieses Stück Geschichte zu erhalten. Es ist relativ leicht mit dem Auto zu erreichen (jedoch nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln), und es ist höchst fraglich, dass in absehbarer Zeit etwas mit dem Fort Zorndorf geschehen wird. Wenn man sich in der Gegend befindet, gibt es in der Nähe eine altes Übungsgelände der Wehrmacht-Pioniere, das sich lohnt anzusehen, auch weil es nur direkt auf der anderen Straßenseite liegt.

Fort Zorndorf | Fort Sarbinowo Adresse

Fort Sarbinowo
DK31, 66-470 Kostrzyn nad Odrą, Poland
52.62156717930557, 14.667506460979057

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