Wenige Denkmäler verkörpern das Bild von Deutschland (und Berlin) so sehr wie das Brandenburger Tor. Von allen Nationalen Denkmälern in Deutschland ist diese neoklassizistische bauwerk mit Abstand das bekannteste (ich bin mir ziemlich sicher, dass es auch das einzige ist, das die meisten Leute kennen). Während die Bedeutung und Symbolik des Tores für die Menschen im Laufe der Jahrzehnte verändert haben – sei es als Symbol für das Ende der Herrschaft Napoleons, die deutsche Wiedervereinigung oder einfach als hübscher Fotospot für Touristen – bleibt es eine wichtige Kulisse für Demonstrationen und gesellschaftliche Veranstaltungen.
Der durchschnittliche Berlin (und Brandenburg) Tourist wird wissen, dass Potsdam ebenfalls ein “Brandenburger Tor” hat – was uns dazu veranlasst hat, uns zu fragen: “Wie viele Brandenburger Tore gibt es eigentlich?”. Mit der Magie des €49 Deutschland Tickets haben wir beschlossen, uns mal umzusehen und herauszufinden wieviele Brandenburger Tore wir finden können.
Inhaltsverzeichnis
Tore und Bögen
Bevor wir uns zu sehr vertiefen, sollten wir zwei wichtige Begriffe klären: Triumphbögen und Triumphtore.
Ein Triumphbogen und ein Triumphtor sind eng miteinander verwandte architektonische Strukturen, die beide als monumentale Eingänge oder Durchgänge dienen und in der Regel bedeutende militärische Siege oder andere Errungenschaften würdigen. Obwohl die Begriffe manchmal austauschbar verwendet werden, gibt es subtile Unterschiede in ihrem Design und ihrer Zweckbestimmung.
Triumphbogen:
- Ein Triumphbogen ist eine freistehende Struktur, die in der Regel aus einer einzelnen gewölbten Öffnung besteht, oft verziert mit Säulen und dekorativen Elementen.
- Triumphbögen sind historisch mit der römischen Architektur verbunden, wo sie errichtet wurden, um siegreiche Militärfeldzüge zu würdigen und triumphale Prozessionen zurückkehrender Generäle zu ehren.
- Bekannte Beispiele sind der Konstantinsbogen in Rom und der Triumphbogen in Paris
Triumphtor:
- Ein Triumphtor hingegen ist ein Begriff, der manchmal in einem weiteren Sinne verwendet wird, um monumentale Tore oder Eingänge zu beschreiben, einschließlich solcher mit mehreren Bögen.
- Im Zusammenhang mit dem Brandenburger Tor in Berlin wird zum Beispiel der Begriff “Tor” verwendet, obwohl es nur einen großen Bogen hat. Dies ist wahrscheinlich auf seine Funktion als zeremonielles Stadttor und seine Verbindung zu Triumph und Frieden zurückzuführen.
- Triumphtore können ähnliche Zwecke wie Triumphbögen haben, um Siege oder wichtige Ereignisse zu würdigen, aber der Begriff “Tor” ermöglicht eine breitere Interpretation in der architektonischen Terminologie.
Während sich ein Triumphbogen in der Regel auf eine spezifische architektonische Form mit einer einzelnen gewölbten Öffnung bezieht, kann ein Triumphtor ein umfassenderer Begriff sein, der monumentale Tore mit verschiedenen architektonischen Gestaltungen einschließt, einschließlich solcher mit mehreren Bögen. Die Unterscheidung ist gewissermaßen fließend, und die genaue Verwendung kann von historischen, kulturellen oder regionalen Konventionen abhängen.
Eine Kurze Anmerkung
Diese Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es könnten weitere Brandenburger Tore in Deutschland (oder ehemaligen Gebieten, die früher innerhalb der deutschen Grenzen lagen) existieren, von denen ich keine Kenntnis habe. Wenn du eines kennst das uns entgangen ist, lassen es uns in den Kommentaren wissen. Auch in anderen Städten wie Bayreuth, Krefeld und Mückenberg gab es einst ein Brandenburger Tor, die jedoch im Laufe der Zeit abgerissen wurde. Diese Liste umfasst nur Brandenburger Tore, die heute noch existieren.
Das Brandenburer Tor in Berlin
Kurzinfo:
Standort: Berlin, Berlin, Deutschland
Baujahr: 1788 – 1791
Stil: Neoklassizismus
Architekt: Carl Gotthard Langhans
Adresse: Pariser Platz, 10117 Berlin
Geokoordinaten: 52,51671856406936, 13,377639726342583


Was ist das Brandenburger Tor? Das Brandenburger Tor in seiner aktuellen Form ist ein Triumphbogen, das auf Wunsch von Friedrich Wilhelm II. von Preußen als Symbol seiner Macht errichtet wurde.
Und warum heißt das Brandenburger Tor, Brandenburger Tor? Berlin errichtete um 1737 eine Zollmauer um die Stadt, um den Import und Export von Waren zu kontrollieren und zu besteuern. Die ursprüngliche Mauer hatte 14 Tore – die größtenteils nach der Stadt benannt waren, zu der die Straße am Tor führte. Das Brandenburger Tor wurde also nach der Stadt benannt zu der die Straße führte, in diesem Fall Brandenburg an der Havel.
Mit der Ausdehnung der Stadt wuchs auch die Zollmauer. Neue Stadttore wurden hinzugefügt (insgesamt 18) und bestehende Tore wurden verbessert. Das alte Brandenburger Tor befand sich am Ende des Boulevards Unter den Linden – der Weg, den der König nutze, um in die Stadt zu kommen. Also ergriff Friedrich Wilhelm II. (Neffe von Friedrich dem Großen) die Gelegenheit, sich einen prächtigen Eingang zu bauen. Das ursprüngliche Tor wurde anfangs “Friedenstor” genannt – und nahm Bezug auf die “Pazifizierung” der Niederlande im Jahr 1787 und die Schmiedung der Allianz zwischen Preußen, Großbritannien und den Niederlanden.
Entworfen von Carl Gotthard Langhans, wurde das Brandenburger Tor in Berlin ursprünglich nach den Propyläen, dem Zeremonientor zur Akropolis in Athen, modelliert. In einer Szene, die an mittelalterliche europäische Künstler erinnert, die Tiere zeichneten, die sie nie gesehen hatten, basierte Langhans seine eigenen Entwürfe auf Zeichnungen, da er selbst nie in Athen gewesen war.
Wie alt ist also das “neue” Brandenburger Tor? Wenn man das Fertigstellungsdatum von 1791 nimmt, ist das Brandenburger Tor 232 Jahre alt (stand 2023).
Und da die Frage häufig gestellt wird, war das Brandenburger Tor in Ost- oder West-Berlin? Das Brandenburger Tor befand sich in Ost-Berlin. Sowohl Ost- als auch West-Berlin trugen zwischen 1956 und 1958 zur Rekonstruktion des Brandenburger Tors bei.
Interessanterweise ist das Brandenburger Tor in Berlin weder das älteste noch das prunkvollste (obwohl das Geschmackssache ist) oder das höchste Brandenburger Tor – aber es ist das weitaus bekannteste.
Das Brandenburger Tor in Potsdam
Kurzinfo:
Standort: Potsdam, Brandenburg, Deutschland
Baujahr: 1770 – 1771
Stil: Neoklassizismus
Architekten: Carl von Gontard, Georg Christian Unger
Adresse: Luisenplatz, 14471 Potsdam
Geokoordinaten: 52,41556959598114, 13,052017593221409


Ähnlich wie Berlin hatte auch Potsdam eine eigene Zollmauer um die Stadt herum mit eigenen Stadttoren. Eines dieser Tore führte – du hast es erraten – 1733 nach Brandenburg an der Havel. Nach dem Ende des Siebenjährigen Krieges im Jahr 1763 (Großbritannien und Preußen gegen Frankreich, Österreich, Schweden, Russland und Spanien) entschied sich Friedrich der Große, sich ein angemessenes Symbol für seinen jüngsten Sieg zu errichten.
Das alte Stadttor wurde abgerissen, und zwei Architekten, Carl von Gontard und sein Schüler Georg Christian Unger, wurden 1770 beauftragt, ein neues zu entwerfen, was das Brandenburger Tor in Potsdam um 18 Jahre älter macht als das in Berlin. Weil scheinbar jeder gute Deutsche Griechenland oder Italien liebt, entwarfen sie einen massiven Triumphbogen, inspiriert vom römischen Konstantinsbogen (die Ähnlichkeit ist recht deutlich). Der Meister und sein Schüler teilten sich die Arbeit auf, wobei von Gontard die Seite zur Stadt hin entwarf, während Unger die andere Seite gestaltete – daher sehen beide Seiten etwas unterschiedlich aus.
Die Stadtmauern von Potsdam standen bis 1900, was bis zu diesem Zeitpunkt allen Verkehr zwang, durch das Tor zu fließen. Mit zunehmendem Verkehr wurden 1843 zwei zusätzliche Durchgänge in das Tor gebaut – die zuvor von Wachen besetzt waren.
Der Architekt Georg Christian Unger sollte später (unter anderem) die Königliche Bibliothek, auch Alte Bibliothek genannt, entwerfen, die heute die juristische Fakultät der Humboldt-Universität beherbergt (mit einem riesigen glasfenster aus der DDR mit Lenin und Marx).
Das Brandenburger Tor in Altentreptow
Kurzinfo:
Standort: Altentreptow, Mecklenburg-Vorpommern, Germany
Baujahr: 1450
Stil: Backsteingotik
Adresse: Rudolf-Breitscheid-Straße, 17087 Altentreptow
Geokoordinaten: 53,69048071732639, 13,250458543463074


Die Stadt Altentreptow im Nordosten Deutschlands wurde erstmals im Jahr 1245 offiziell dokumentiert, als ihr die Stadtrechte verliehen wurden (das Gebiet war aber bereits seit der Bronzezeit besiedelt). Um Altentreptow wurde 1450 eine Stadtmauer errichtet – und damit auch drei Stadttore: das Mühlentor, das Demminer Tor und das Brandenburger Tor. Das Brandenburger Tor in Altentreptow ist das älteste Brandenburger Tor in unserer Liste und ist mindestens 300 Jahre älter als die anderen Tore.
Das Brandenburger Tor in Altentreptow wurde im Backsteingotik-Stil errichtet (ein sehr beliebter Stil in Norddeutschland) und diente sowohl als Stadttor als auch als Wachturm. Mit einer Höhe von 25,8 Metern (was es auch zum höchsten Brandenburger Tor macht) hatte der fünfgeschossige Turm einen überdachten Wehrgang, der um den gesamten Turm verlief – Spuren davon sind heute noch sichtbar. Das Tor wird auch als “Neubrandenburger Tor” bezeichnet, da die Stadt Neubrandenburg nur 16 km südlich von Altentreptow liegt (im Vergleich zu den 170 km nach Brandenburg an der Havel).
Der Großteil der Stadtmauer von Altentreptow wurde nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) entfernt, aber die Stadttore blieben erhalten. Irgendwann wurden zwei Stockwerke des Turms in ein Gefängnis umgewandelt, welches bis 1895 in Betrieb blieb. Als der Turm renoviert wurde, wurde ein neues Gebäude neben dem Brandenburger Tor errichtet, das dann bis 1929 als örtliches Gefängnis genutzt wurde.
Von den drei Stadttoren in Altentreptow ist nur das Brandenburger Tor weitgehend im Originalzustand erhalten geblieben. Das Mühlentor wurde 1844 abgerissen, und der Turm vom Demminer Tor wurde im gleichen Jahr entfernt. Das Tor blieb jedoch bis heute stehen.
Das Brandenburger Tor in Szczecin
Kurzinfo:
Standort: Szczecin, Poland
Baujahr: 1725-1727
Stil: Barock
Architekt: Generalmajor Gerhard Cornelius von Walrave
Adresse: Plac Brama Portowa 2, 70-001 Stettin, Polen
Geokoordinaten: 53,425093040553534, 14,550269947900798


Nachdem Preußen 1720 erfolgreich das von Schweden gehaltene Stettin und Teile von Pommern zurückgewonnen hatte, wollte Friedrich Wilhelm I. von Preußen (Vater von Friedrich dem Großen) das freudige Ereignis mit einem prächtigen Eingangstor zur Festung Stettin ehren. Generalmajor Gerhard Cornelius von Walrave wurde 1725 mit der gestaltung des Tores beauftragt. Der westliche Eingang des Tores zeigt ein kunstvolles Supraporte mit dem Wappenschild und Monogramm von Friedrich Wilhelm I., sowie das lateinischen Inschrift:
Fridericvs Wilhelmvs•Rex Borrvssiæ•Dvcatum Stetinensem cessvm Brandenbvrgicis Electoribvs svb Clientelæ Fide Pomeraniæ Dvcibvs redditvm•Post Fato ad Svecos delatvm•Ivstis pactis ivstoqve pertio ad Panim vsqve emit•paravit•sibiqve restitvit•Anno•MDCCXIX ac Portam Brandenb:fieri ivssit•
Grob ins Deutsche übersetzt:
Friedrich Wilhelm, König von Preußen, kaufte das Herzogtum Stettin, welches den brandenburgischen Kurfürsten übertragen und den Herzögen von Pommern unter ihre Lehnhoheit zurückgegeben wurde und welches im späteren Verlauf durch das Schicksal an Schweden gekommen war. In gerechten Verträgen und zu einem gerechten Preis erwarb er es bis zur Peene und verleibte es seinem Staate wieder ein. Im Jahre 1719 und ließ dieses Brandenburger Tor erbauen.
Die Ostseite des Tores zeigt ebenfalls ein ebenso kunstvolles, wenn auch leicht unterschiedliches Wappen und Monogramm über der Tür, jedoch ohne weitere Inschrift.
Nachdem die Festung 1875 abgerissen wurde, beschloss man, sowohl das Brandenburger Tor als auch das andere kunstvolle Eingangstor – das Anklamer Tor – zu erhalte. Mit dem erhalt des Brandenburger Tores wurde es aber auch gleichzeitig in Berliner Tor umbenannt.
Im Jahr 1902 wurde das nun Berliner Tor vom Bildhauer Reinhold Felderhoff in einen kunstvollen neobarocken Brunnen umgewandelt, was dem Tor den Namen Felderhoff-Brunnen einbrachte. Der Brunnen – jedoch nicht das Tor – wurde 1932 entfernt, da der Platz am Berliner Tor zu einem bedeutenden Verkehrsknotenpunkt geworden war.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Stettin an Polen übertragen und in Szczecin umbenannt. Das ehemalige Brandenburger Tor, jetzt Berliner Tor, erhielt erneut eine Namensänderung und wird jetzt als “Brama Portowa” oder Hafentor bezeichnet. Die Brama Portowa wurde in einen Laden für polnisches Handwerk umgewandelt welches 2013 auszog und seit 2014 einem Theater platz gemacht hat. Das ehemalige Anklamer Tor wurde in Königstor umbenannt und beherbergt heute ein Café.
Positiv hervorzuheben ist , dass die örtlichen polnischen Behörden im Laufe der Jahre erhebliche Zeit und Geld für die Restaurierung beider Tore aufgewendet haben – was man auch wirklich sieht.
Das Brandenburger Tor in Kaliningrad
Kurzinfo:
Standort: Kaliningrad, Russland
Baujahr: 1859
Stil: Neugotik
Architekt: Friedrich August Stüler
Adresse: Ulitsa Bagrationa, 137, Kaliningrad, Oblast Kaliningrad, Russland, 236039
Geokoordinaten: 54,69737044774622, 20,4946696354637


*Das Brandenburger Tor in Kaliningrad ist das einzige Tor in dieser Liste, das wir bisher noch nicht persönlich besucht haben. Obwohl ein Besuch in Kaliningrad schon seit mehreren Jahren auf unserer Liste steht, hat die illegale Invasion Russlands in die Ukraine und der darauf folgende Krieg unsere Reisepläne in die Region gestoppt. Fotos via Google Earth aus dem Jahr 2012.
Königsberg, einst die größte östliche (und nördlichste) Stadt des Deutschen Reiches, hatte immer eine große strategischen bedeutung, insbesondere aufgrund seiner Lage am Rand der Reichsgrenze. Über die Jahrhunderte wurden verschiedene Befestigungsanlagen um die Stadt herum errichtet, insbesonders zwischen 1626 und 1634 sowie 1843 und 1859.
Aufgrund der sich ständig ändernden politischen Beziehungen zwischen dem Deutschen Reich und dem Russischen Kaiserreich beschloss die deutsche Regierung im Jahr 1843, ihre Befestigungen um Königsberg zu erweitern und zu vertiefen. Bis 1859 war die gesamte Stadt von einem 11 km langen Wall mit 8 Stadttoren umringt.
Es dürfte nicht überraschen, dass eines dieser Stadttore in Königsberg “Brandenburger Tor” genannt wurde. ABER – das Brandenburger Tor in Königsberg wurde nicht nach dem üblichen Verdächtigen Brandenburg an der Havel benannt, sondern nach dem ostpreußischen Dorf Brandenburg etwa 20 km westlich von Königsberg.
Das Tor hatte zwei Durchgänge in der Mitte und war mit einer Zugbrücke über einem Graben ausgestattet. Obwohl nicht so prunkvoll wie einige der anderen Tore, wurde das Brandenburger Tor in Königsberg im neugotischen Stil erbaut, was ihm ein etwas zärteres Erscheinungsbild verlieh.
Als die Sowjets Königsberg umzingelten und eroberten, brachen besonders heftige Kämpfe um das Brandenburger Tor aus, welche das Tor scheinbar mehr oder weniger unversehrt überstanden hat (im Gegensatz zu dem Rest der Stadt). Die Sowjetunion annektierte die Region nach der Vertreibung aller Deutschen und benannte die Stadt in Kaliningrad um. Im Gegensatz zu seinem Pendant in Stettin russifizierten die Sowjets lediglich den Namen zu Бранденбу́ргские воро́та (Brandenburger Tor).
Das Brandenburger Tor wurde in den 1960ern unter Denkmalschutz gestellt und 2014 restauriert, da das Tor im Laufe der Jahre erheblichen Schaden erlitten hatte, da sowohl Straßenbahnen als auch Autos durch das Stadttor fahren. Ein Marzipan Museum befindet sich jetzt im Gebäude.